
Schon im letzten Jahr fiel der Name Zhongshan Park ziemlich oft, hatte Queenie ihn doch auf die Karte meines Hotels als Orientierungspunkt für die Shanghaier Taxifahrer vermerkt. Und als ich bei meiner Ankunft diesmal im Mayfair Hotel den Panoramblick vom 37. Stock gönnte, sah ich ihn auch zum ersten Mal: eine grüne Oase in Mitten der Betonwüste. Mein Zimmer beim letzten Mal lag zur anderen Seite hin, wo ich nur wunderschöne Betonwände begutachten konnte. Dennoch sollte es eine ganze Woche dauern, bis ich den Park auch einmal betrat. Im Eingangsbereich bekommt man von der Zuckerwatte bis zum Zwergkaninchen so alles, was man irgendwie brauchen könnte. Nach dem Eingang stehen einige Fahrgeschäfte, wie man sie von der Kirmes kennt, nichts spektakuläres, aber mit einem gewissen Quengelfakto
r durch den Nachwuchs. Ein älterer Mann träufelt Karamell zu kunstvollen Tierbildern auf ein Papier, ein Stück weiter gibt's dann noch mehr Freßbuden. Ein großer, künstlicher See lädt zum Bootfahren ein. Den Weg weiter entlang schließt sich dann eine große Wiese an, die trotz ihrer niedrigen Umzäunung stark frequentiert wird. Einige Shanghaier lassen hier Drachen steigen, die andere zum dort auch zum Verkauf anbieten. Und die Dinger steigen hier nicht nur auf so lächerliche Höhen von 20 bis 30 Metern. Nein, gut 200 Meter Schnur gehören hier zum guten Ton.
Runter von der Drachenwiese wieder zurück auf den Weg. Denn es gibt noch so einiges zu entdecken, wie ich dann feststelle. Das in China einiges anders ist als in Deutschland, merkt man nicht nur an der Schrift. Es geht schon mit den Wegen los, die bestehen nämlich aus den unterschiedlichsten Materialien. So wurden stellenweise mit schwarzen und weisen Kiesel
steinen Ornamente gelegt. An anderer Stelle sind es dann Natursteinplatten. Wie ein Stück weiter sind verschiedene Pflastersteine zu schmucken Wegen verwendet worden. Und kein Weg geht einfach nur gerade aus, alles schlängelt sich harmonisch durch die Landschaft. Immer wieder gibt es kleine Pavillions, in den sich Menschen zum gemeinsamen Singen und Musizieren treffen. Das eine oder andere junge Liebespärchen hat sich in die etwas stilleren Ecken verkrochen. Etwas weiter stoße ich dann auf einen kleinen Platz, wo ein älteres Paar Badminton spielt. Ich setze mich auf eine Bank und genieße die Sonne und die für Shanghaier Verhältnisse frische Luft. Nach einiger Zeit gehe ich dann weiter und gehe in einem großen Bogen wieder auf den Eingangsbereich zu. Auf einem größeren Platz ertönt Musik aus der Konserve und ca. 20 Pärchen tanzen dazu, Jung und Alt, Profis und blutige Amateure. Der Typ im Lederoutfit, Kopfhörer stecken in den Ohren, tanzt hier mit seiner Partnerin genauso wieder das Paar im feinen Zwirn.