Donnerstag, 26. April 2007

Der Passagier, das notwendige Übel

KLM hat sich ja schon bei Hinflug redlich darum bemüht, dem Fluggast das Gefühl zu geben, dass er nur als notwendiges Übel betrachtet wird. Was ich aber dann im Heimatland der Tulpenzüchter und Coffeeshops erlebte, zeigte mir, dass der fliegende Holländer ein Hirngespinst sein muss. Was sich aber auf dm Rückflug so alles ereignete, war dann doch eine gewisse Steigerung. Ich bin seinerzeit in Frankfurt mit einem leichten Übergepäck von 4,4 kg gestartet, die mir die freundliche Mitarbeiterin von AirFrance als Koffertoleranz auslegte, da sie nach einem Blick auf mein Ticket relativ schnell festgestellt hat, dass ich nicht zum Badeurlaub in die DomRep fliege sondern einen längeren Aufenthalt in China vor mir habe. Auf dem Rückflug hatte ich neben einigen wenigen Souvenirs eben auch noch knapp 250 Seiten Acceptance-Protokolle und fast die gleiche Menge diverser Belege für meine Reisekosten in meinem Koffer verstaut, was das Gesamtgewicht meines Koffers auf 30kg erhöhte. Diese 10kg Übergewicht kosteten mich 1 Stunde Nerven und schlappe 3500 RMB (oder 350€). Das Dumme daran war nur, daß die Kassiererin ausschließlich Bargeld akzeptierte, während meine deutlich geringer und für etwas anderes gedacht waren. Die Kassiererin gab sich unerbittlich und meinte, ich könne ja Bargeld an jedem Automaten ziehen. Das stimmt schon. Allderings liegt das Tageslimit in China bei 2500 RMB. Auch der Versuch an anderen Automaten die fehlenden 1000RMB aufzutreiben scheiterten. Blieb mir also nur noch alle Bargeldbestände durchzuzählen und zu hoffen, dass es die fehlenden 1000 RMB werden. Und ich schaffte es tatsächlich die fehlenden 1000 noch zusammen zu kratzen.
Nach der Landung in Amsterdam Schipol stolperte ich über die Fallstricke europäischer Bürokratie in Reinkultur. Besaß ich als Bürger der Europäischen Union tatsächlich die Frechheit einen schottischen Single Malt außerhalb der Grenzen der EU zu erwerben. Nun, es ist kein Problem unzählige Stangen Zigaretten nach Europa unverzollt einzuführen, da die holländischen Zöllner sich darauf spezialisiert haben harmlose Alkoholika (ok, knapp42 Vol-% sind nicht unbedingt harmlos) als potentielle Sprengstoffe zu betrachten. Laut einer EU-Richtline ist es verboten Flüssigkeiten nach Europa einzuführen wenn diese nicht in einem transparenten versiegelbaren Plastikbeutel verpackt werden und der Kassenbon von außen gut sichtbar vorhanden ist. Nun hatten die Damen vom Duty Free Shop am Flughafen aber keinen versiegelbaren Plastikbeutel zur Verfügung. Und die Tatsache, dass die Verpackung des potentiellen Sprengstoffs (sehr wahrscheinlich eine flüssige Variante des beliebten Plastiksprengstoffs Semtex) vollkommen intakt war und auch der nicht einmal 10 Stunden alte Kassenzettel noch vollkommen lesbar (ok, vielleicht können bekiffte niederländische Zöllner eben doch nicht lesen) war, ließ die Kameraden nicht einen Millimeter von der fehlenden Plastikhaut abweichen. Ok, kein Problem, dann besauft euch auf der nächsten Betriebsfeier mit meinem Whiskey und wenn ihr holländischen Flachpfeifen dann die nächsten drei Tage einen Brummschädel habt, werd ich wieder kommen... Und glaubt mir, da hilft euch dann nicht mal mehr Aspirin!
Dieses kurze Intermezzo wurde unsanft von der Tatsache unterbrochen, daß ich noch einen Anschlußflug zu erreichen hatte, ansonsten hätte ich mit den Jungs wohl noch richtig Spaß gehabt, also hetzte ich zum Transferschalter um dort zu erfahren, dass zum Gate B23 muss. Noch mal ein kurzer Sprint und ich komme als letzter am Gate an. Allerdings blieben mir die 15 Minuten Ruhm durch Ausrufen verwehrt...

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