Dienstag, 3. März 2009

Timing ist alles

Da ich beim letzten Mal in Peking die drei wichtigsten Sehenswürdigekeiten im schon besucht hatte, konnte ich mir den Besuch der Verbotenen Stadt, des Sommerpalastes und der Großen Mauer schenken. Da ich aber beim letzten Mal in der Verbotenen Stadt nur Touri-Schnappschüsse gemacht hatte, wollte ich dieses Mal zumindest dieses Mal den Eingang aus Sicht vom Tianmen-Square etwas schöner einfangen. Also ab zum Platz des himmlischen Friedens. An die Sicherheitskontrollen an jeder U-Bahnhaltestelle hatte ich mich recht schnell schon gewöhnt, aber das selbst auf PLätzen sowas eingeführt wurde, hat mich dann doch verblüfft. Wobei es eigentlich logisch erscheint, denn rund um den Tianmen-Square befinden sich die Zentren der Macht in China. Und ich hatte mir den denkbar schlechtesten aller möglichen Zeitpunkt für meinen Trip zur Verbotenen Stadt ausgesucht: der nationale Volkskongress tagte in Peking, somit galt in der näheren Umgebung eine erhöhte Alarmstufe, ein Großaufgebot an Militär und Polizei sicherte alles ab, der ganze Platz war eingezäunt und an den ober- und unterirdischen Zugängen fanden Personenkontrollen statt.

Kurz nach Sonnenuntergang war ich dann endlich am Ziel und so nahm ich die ganzen Bilder auf, die ich damals schon einmal gemacht hatte. Und vor dem Eingang zur Verbotenen Stadt war's dann schon richtig Nacht, also schnell meine lichtstarke 50mm Festbrennweite montiert. Während des Objektivwechsels fragt mich ein freundlicher Chinese auf englisch, ob ich als Fotograf für ein Magazin oder eine Zeitung arbeiten würde. Ich antwortete ihm, daß ich als Tourist hier bin und beruflich als Systemtechniker eher weniger mit Fotografie zu tun habe. Was ihn dann gleich zu seiner nächsten Frage veranlasste, wo ich den herkommen würde. Worauf ich dann Deutschland antwortete. Ab da gab es für den jungen Mann kein Halten mehr, auf Deutsch erzählte er mir sein halbes Leben, daß er jahrelang in Deutschland gelebt und beim Bosch in Feuerbach gearbeitet hätte, wo er studiert hatte und wie toll er doch Deutschland fände; daß er seinen Vornamen Wolfgang gewählt hatte, da ihn die Gedichte Goethe's so tief beeindruckt hätte; wie sehr er doch die deutsche Ordnung vermissen würde; und wie gerne er wieder in Deutschland leben und arbeiten möchte. Inzwischen kamen dann auch schon die ersten Durchsagen auf chinesisch, die mir mein neuer Bekannter geflissentlich übersetzte, daß es 19 Uhr sei, der Platz geschlossen würde und man sich umgehend zum Ausgang begeben solle. Zwei Minuten später machten sich dann auch mehrere Polizisten auf, den Platz zu räumen.

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