Donnerstag, 12. Juli 2007

Germania


Beinahe hätte man Berlin ja den Garaus gemacht. Nein, ich meine jetzt nicht die allierten Bombenteppiche zum Ende des zweiten Weltkrieges sondern ich dachte mehr an die Pläne des Führers und seines obersten Betongießers A. Speer. So sollte Berlin als Hauptstadt Germania des 1000jährigen Reiches eine Metropole werden, die ihresgleichen suchte. Ob der in Beton gegossene Größenwahn überhaupt auf dem märkischen Sand gebaut werden könnte, sollte ein Schwerbelastungskörper beweisen. Dieser massive Klotz wiegt stattliche 12.650 Tonnen und steht noch heute in Berlin, da man das 14m hohe Teil mit einem Durchmesser von 21 Metern nicht einfach sprengen konnte. Zudem geht das gute Stück über 18m tief in den Grund. Allerdings wurde kaum etwas von den geplanten Bauwerken wirklich umgesetzt. Rühmliche Ausnahme der bald zum alten Eisen gehörende Flughafen Berlin-Tempelhof. Durch seine zentrale Lage ist er bei den Politpendlern zwischen Berlin und Bonn sehr beliebt. Aber Tempelhof muß ja dem geplanten Großflughafen Schönefeld weichen... Der Schwerbelastungskörper steht heute unter Denkmalschutz.

2 Kommentare:

Chris hat gesagt…
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Chris hat gesagt…

Fast richtig. Wollen wir das mal etwas genauer belichten:

Man errichtete einen 14 Meter hohen und zusätzlich 18,2 Meter tief in den Boden gehenden Zylinder, der im Kopf 21 Meter und im Schaft etwa 11 Meter Durchmesser aufweist. Dieser 12.650 Tonnen schwere Schwerbelastungskörper, sollte den hohen Druck simulieren, den der in unmittelbarer Nähe geplante, 117 Meter hohe und 170 Meter breite Triumphbogen auf der Nord-Süd-Achse in den Boden gebracht hätte. Der Zylinder wurde 1941 von der Firma Dyckerhoff & Widmann für 400.000 Reichsmark unter anderem durch französische Kriegsgefangene errichtet. Mit seiner Grundfläche von 100 m² belastet er den Untergrund mit 12,65 kg pro cm².

Mit den Messungen wurde bereits während des Betoniervorgangs begonnen. Aufgrund des Krieges und der Nachkriegsjahre wurden die Messergebnisse erst 1948 ausgewertet. Es stellte sich heraus, dass der Triumphbogen unter den von den Planern des GBI gestellten Bedingungen nur mit vorhergehender Verfestigung des Bodens baubar gewesen wäre. Der Zylinder war in 2,5 Jahren ab 1941 um 19,3 cm eingesunken und hatte bereits während des Betoniervorgangs 3,5 cm Neigung bekommen. In den Folgejahren bis 1977 wurden weitere Messversuche durch die Deutsche Forschungsgesellschaft für Bodenmechanik (Degebo, heute der TU Berlin Fachgebiet Grundbau angegliedert) durchgeführt, der Schwerbelastungskörper aber nur noch als Totlast verwandt.

Da der Schwerbelastungskörper nahe an einem Wohngebiet liegt, konnte er nach dem Krieg nicht gesprengt werden und steht seit 1995 mit der Novellierung des Berliner Landesdenkmalschutzgesetzes unter Denkmalschutz. Er befindet sich an der Kreuzung von General-Pape-Straße und Loewenhardtdamm im nordwestlichsten Zipfel Tempelhofs an der Grenze zur „Roten Insel“ in Schöneberg und wird im Volksmund wegen seiner Form auch als „Pilz“ bezeichnet.

Verschiedene Ideen zur weiteren Nutzung gab es bisher: So wurde unter anderem vorgeschlagen, den Koloss als Kletterwand umzugestalten oder ein Café auf dem Dach einzurichten. Konkrete Pläne gibt es aber derzeit nicht.