
Heute ist meine letzte Nacht in Shanghai (zumindest für dieses Jahr). Da muß es richtig krachen. Chris schwächelte und blieb lieber in Jinshan. Naja, wenn das so ist, muß ich eben ohne ihn Spaß haben. Als Basis brauche ich erstmal gutes Essen. Und was könnte da besser sein als typisch kantonesische Küche? Assorted Chicken, Schweinefleisch mit Sojahonigmarinade, Gemüse, und die obligatorische Crabgeschichte. Ist ja gerade Hairy Crab Season. Und dann noch so leckere Gemeinheiten wie bun with pork filling. Chris, wenn Du wüßtest, was Du gerade verpaßt... Feinste Küche cantonese style... Na, klingelt's? Genau das geile Zeug, daß es schon in Hong Kong gab. Ich will nicht mehr nach Hause. Und wenn ich mir hier einen Job als Straßenkehrer suchen muß... Dumm nur, daß auch das beste Essen irgendwann einmal vorbei ist. Schade, daruf muß ich ich erstmal in der Bar Trost suchen, wenn mich mein Kollege so im Stich läßt. Irgendein Arsch hat tatsächlich den Hotelvorrat an McCullan 18 years der Hotelbar niedergemacht. Was fällt dem Kerl nur ein? Den besten Whiskey des Hotels im Unverstand zu vernichten. Dumm nur, daß ich den Übeltäter persönlich kenne. Wie sollte ich dem böse sein können? Also teste ich mal den 6 Jahre jüngeren, aber der ist kein Vergleich. Naja, dann muß ich mich eben an die Klassiker der Hotelbar halten. Den Auftakt macht der obligatorische Long Island Ice Tea. Nicht ganz so gut wie beim letzten Mal, aber immer noch besser als in vielen andern Bars. Chris teilt mir mit, daß die Installation der Clients nicht so läuft wie gedacht. Mist, ich hab keine Möglichkeit meine Clients mehr zu begutachten. Und als Depressionsprävention muß eben ein Singapore Sling herhalten. Der Barkeeper meint es gut mit mir. Ich glaube, wir könnten Freunde werden. Und auf der Karte stehen noch ein paar Köstlichkeiten, die ich näher kennen lernen möchte. Klassiker wie der Blue Lagoon und ein Tequilla Sunrise verwöhnen den Gaumen des Genießers. Und zum Abschluß ist noch ein Orgasm absolute Pflicht. So, langsam vom Gas gehen, ich hab ja heute noch was anderes vor... Genau, der Boiling Pub ist das Ziel des Saison-Abschlusses. Kurz vor Mitternacht treffe ich ein. Der DJ legt ein geiles Set aus DeepHouse, Drum&Bass und fetten Techno-Beats. Kann ich hier einziehen? Tja, Boiling Pub die 5. und diesmal alleine. Somit fällt der Stammtisch Nr. 22 aus und ich setze mich an die Bar. Die nette Lady hinter dem Tresen scheint mich wiederzuerkennen. Ach nee, sie legt mir nur die Karte hin. Tja, alleine zwar irgendwie etwas überdimensioniert wähle ich den One Night Stay mit Sex on the beach. Die Lady ist der Meinung, ich bräuchte was anderes. Hmmm... Wir einigen uns auf die gleiche Menge Jungfrauen (Virgin). Und schlägt mir ein Spiel vor... Wir sollen würfeln, wer einen trinken muß. Die Regeln sind einfach: eine 1 wird rausgelegt, eine 6 bekommt der andere zu seinen Würfeln, angefangen wird mit 5 Würfeln. So ein Mist, ich hab kein Glück, die meisten Drinks der ersten Lage gehen an die Bardame. Also schnell eine zweite Lage ordern. Diesmal hab ich mehr Glück und bekomme den Großteil der Drinks ab. Die nächsten 2 Stunden würfeln wir, wer jetzt trinken muß. Dumm nur, daß die Lady zwischendurch Spieler einwechseln kann. Tja, als deutscher Kampftrinker halte ich tapfer dagegen. Bis 2.30 Uhr wechselt ein durchschnittliches Shanghaier Monatsgehalt den Besitzer. Und die Lady zeigt sich beeindruckt von meinen Steherqualitäten. Aber warum hält sie mir schon wieder ihr Handy unter die Nase? Ok, das Hintergrundbild ist ja ganz nett, und es ist ein Slider-Handy, toll, was soll mir das sagen? Egal, die fetten Beats und die Jungfrauen fangen an zu wirken. Travolta ist schon vor Stunden erwacht... Die Shanghaier Kellner sind sichtlich beeindruckt, wie grazil sich dreistellige Kilogrammbeträge bewegen können, wenn der Beat stimmt. Ja, gib alles... Oh Chris, du verpaßt echt was. Zeit für eine letzte Lage Jungfrauen. Inzwischen sind zwei Frauen und ein Kerl hinter der Bar ebenfalls schwer beeindruckt. Und ich hab immer noch Durst. Dummerweise ist mein Bargeld bis auf die Taxireserve aufgebraucht. Aber uns kommt das Glück zu Hilfe, ein freundlicher Shanghaier überläßt uns zwei Heineken mit dem Hinweis "It's free... Kill her!" Das laß ich mir nicht zweimal sagen. Dumm nur, daß die Würfel diesmal auf ihrer Seite sind. Egal, bei 1 Flasche Heineken auf ex werde ich bestenfalls Durchlauferhitzer... Und dann muß sie bluten. Inzwischen hab ich die Handzeichen von 1 bis 6 perfekt drauf und jedesmal, wenn ich eine Zahl ankündige kommt sie auch. Und bis der freundliche Kellner die letzte Lage Gläser anschleppt bedient sie sich für zwei Gläser am Johnnie Walker Black Label des netten Herrn zwei Barhocker weiter. Ich hab schon in der Hotelbar bemerkt, das heute ein Tag ist, an dem es richtig läuft. Und egal was sie wirft, ich bin immer besser. Strike, sie gibt auf und auch ihre Kollegen sind beeeindruckt... Inzwischen ist es 3.10 Uhr und die Party ist vorbei. vor dem Club setze ich mich auf eine kleine Brüstung und hab pompt eine Traube Bettler um mich. Anfangs kommt nur ein simples "money, money" von ihren, aber irgendwann sehen sie ein, daß ich nichts rausrücke. Man kommt ins Gespräch. Das heißt, die Jungs und Mädels erzählen mir die Geschichte vom Pferd auf chinesisch während ich mit astreinem Schwäbisch dagegen halte. Vielleicht such ich mir jetzt besser ein Taxi und laß mich in mein Hotel kutschieren. Wie passend, auf den letzten Kilometern erschallt Chaka Khan's "Ain't nobody" und ich betrete gut gelaut den Supermarkt. Zwéi Dosen japanisches Bier, 1 Tüte M&M, l einer Flasche Cola und einer Packung Pringels BBQ später verlasse ich den Laden schräg gegenüber meines Hotels... Die Party ist gerettet und gute Nacht zusammen...

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