Sonntag, 10. Dezember 2006

Wer hat den größten?

Manchmal kommen die Menschen schon auf die seltsamsten Ideen, wenn es darum geht anderen Menschen beweisen zu wollen, was sie so alles können. Und Hochhäuser sind dabei inzwischen zu echten Prestigeobjekten geworden, seitdem Architekten, dank moderner Baustoffe nicht mehr nur auf die Kastenform angewiesen sind. Eines dieser Bauwerke steht in Shanghai und hört auf den bezaubernden Namen Oriental Pearl Radio + TV Tower. Seineszeichens Fernsehturm, dritthöchstes Gebäude der Welt und (noch zumindest) höchstes Gebäude in Asien mit seinen schlanken 468m Gesamthöhe. Am höchsten hinaus geht es in der Space Cabin auf stolzen 350m Höhe, gepflegtes Dinieren ist in 267m Höhe möglich, dann wäre da noch die beiden Aussichtsplattformen auf 263m und 259m Höhe zu erwähnen. Und für nicht ganz so Mutige gibt es dann auch 90m noch einen schönen Ausblick. Aber wie alles im Leben ist der Spaß nicht umsonst. Der Ausflug bis zur Space Cabin schlägt mit 100 RMB pro Nase zu Buche, was, in Relation zu den sonstigen Preisen in Shanghai, ziemlich deftig ist. Egal, man lebt nur einmal und wer weiß, wann Chris oder ich wieder mal herkommen (ok, es ist noch nicht offiziell, aber in der 2. Januarwoche kommen wir wieder nach Shanghai). Um eines gleich mal vorweg zu nehmen, der gesalzene Preis hat einen Vorteil: es ist im Turm deutlich weniger los als auf dem Vorplatz. Die Schlange am Lift ist deutlich kürzer als erwartet und als ich endlich peile, daß der Lift keine Stockwerke sondern Höhenmeter anzeigt, sind wir auch schon in 263m angekommen. Schade nur, daß über Shanghai dauernd eine Dunstglocke wabert, die Fernsicht beträgt geschätzte 500 Meter... Nicht gerade rosige Aussichten. Und es sollte noch schlimmer kommen. Zur Space Cabin muß man auf 263m umsteigen. Der nachfolgende Lift ist deutlich kleiner und die Schlange länger. Und zu allem Überfluß landet das IT-Dreamteam ausgerechnet hinter zwei typischen deutschen Touristen. Genau solche, die man sprüchetechnisch bestenfalls am Ballerman erwarten würde. Endlich stehen wir vor dem kleinen Lift und dürfen einsteigen. Und als Chris als letzter einsteigt passiert es, der Fahrstuhl ist überladen. Der Hungerhaken Chris muß wieder aussteigen. Bemerkenswert an der Space Cabin sind die Aussicht und die ziemlich schmutzigen Scheiben. Ich schätze mal, das findet sich einfach kein Freiwilliger dafür die Scheiben mal von außen zu putzen. Im Erdgeschoß des Oriental Pearl Towers finden wir dann die nächste Überraschung: riesige Fotowände mit den Sehenswürdigkeiten dieser Welt: Chinesische Mauer, Harbour Bridge in Sydney, die ägyptischen Pyramiden, Tower Bridge in London und noch einige mehr. Schnell mal den passenden Abstand und Winkel getestet und dann draufgehalten. Eine Weltreise in 15 Minuten :-). Als wir den Oriental Pearl Tower verlassen hatten, wollte Chris unbedingt zum Jinmao Tower. Luftlinie nur 150 Meter, dummerweise aber mit einer 6spurigen Stadtautobahn dazwischen. So mußten wir einen bescheidenen Umweg von gut 1,5 km gehen, um endlich vor dem derzeit höchsten Gebäude Shanghais zu stehen. Allerdings wird der Titel demnächst an das Nachbargebäude übergehen: das Shanghai Financial Center soll 495m in den Himmel ragen.
Die nächste Überraschung war dann unser Abendessen mit Queenie. Da unsere Chinesisch-Kenntnisse mehr als bescheiden sind, mußte Queenie dem Fahrer am Telefon erklären wohin die Reise gehen sollte. Als sich das Taxi in Bewegung setzte, kam mir die ganze Aktion reichlich skuril vor. Es hatte was von einem Blind Date mit dem Unterschied, daß wir die zu treffende Person bereits kannten, nur nicht die Lokation. Über das Essen selbst kann ich nur wenig Worte verlieren: genial. Wobei es Queenie mal wieder geschafft hatte, uns eine Lehrstunde in der Variationsbreite chinesischer Küche zu erteilen. Das es sich bei dem vorderen Gericht um Huhn handelt war noch relativ leicht zu erkennen. Aber was zur Hölle sind die braunen Dinger dahinter? Es handelt sich dabei um Entenzungen. und auf dem unteren Bild ist der Fisch auch nicht zu übersehen...

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