... dann hat man(n) meist etwas richtig falsch gemacht. Oder ist von der äußerst unterwürfigen Art. Oder einen Massagesalon betreten. Nein Leute, nicht so einen... Einen, auf den die Bezeichnung Beautysalon oder Wellnesstempel heißen müßte. Neben Mani- und Pediküre werden auch so nette Dinge die Haareschneiden oder Rasur angeboten. Und eben auch Massagen. Aus alter Kassenpatienterfahrung habe ich an die vom Orthopäden verordneten Massagen auch gute Erinnerungen. Dummerweise sind solch sinnvollen Dinge der "Zutode-Reformierung" der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland zum Opfer gefallen. Sei's drum, vor dem Laden noch schnell die Preise studiert. 200 RMB, das sind nicht mal 20 Euro, kostet der Spaß. Am Empfang dann auch schon das erste kleinere Problem: das steht nicht, was draußen vor dem Laden steht. Egal, ich ordere das Vollprogramm, schließlich will man ja keine halben Sachen machen. Ein freundlicher Herr weist mir den Weg zu einem Raum, in dem drei Stühle stehen, die an die Sitzmöbel in der Business-Class erinnern. Mit wenigen Handgriffen verwandelt sich der Stuhl in eine Liege. Coole Sache. Und dann reicht er mir ein Paar Shorts und ein kimonoähnliches Oberteil. Ok, dann eben mal schnell umziehen. Kaum fertig, deutet er an, ich solle es mir auf der Liege gemütlich machen. Immer noch besser als dumm rumstehen. Und dann werd ich auch noch zugedeckt. Nett, aber schlafen wollte ich erst, wenn ich wieder im Hotel bin. Die Frage nach dem Fernseher verneine ich, denn ich kann mit dem kulturell hochwertigen Programmen (etwa das Niveau zwischen 9live und arte) beim besten Willen nichts anfangen. Circa zwei Minuten später betritt eine zierliche Chinesin von etwa 1,50m Größe und bestenfalls 45kg Gewicht den Raum. Auf der Liege ein Prachtkerl von einem Mann, einen knappen halben Meter länger und gut dreimal so schwer. Das wird sicher interessant. Freundlich erklärt sie mir irgendwas, daß mir irgendwie Chinesisch vorkommt. Sprachliche Inkompatibilitäten sind hier echt ein Problem. Mit einigen unterstreichden Gesten wird dann auch der dümmsten Langnase klar, was sie meint: ich soll mich auf den Rücken legen. Mögen die Spiele im asiatischen Massagemehrkampf beginnen. Und schon drückt sie mir ein warmes, feuchtes Handtuch in den Nacken, worauf ich prompt den Kopf anhebe. Was dann prompt einige chinesische oder eigentliche Shanghaier Worte zur Folge hat, die ich mit einem verlegenen Lächeln quittiere. Wir Baden-Württemberger können alles. Außer Hochdeutsch. Und chinesisch, jedenfalls nicht von Geburt an. Aber irgendwie finden wir zueinander. Ich laß einfach mal locker. Der Klügere gibt schließlich nach :-) Wobei mir diese Overtüre irgendwie noch nicht so richtig sinnvoll erscheint, aber wer weiß, was noch kommt. Zwei freuchtwarme Handtücher später eschließt sich mir aber der Sinn: das Vorwaschprogramm und leichtes Warmlaufen in einem. Kaum ist der Oberkörper warm vorgewaschen, schaltet die Lady auch einen Gang höher. Auf dem Rücken liegend fängt sie an, den Rücken mit gekonnten Bewegungen zu massieren. Irgendwie bin ich jetzt irritiert, aber ich muß zugeben, es tut gut. Und es funktioniert. Wäre ich eine Katze, würde ich mich einrollen und schnurren. zum Glück bin ich aber ein Mensch, wäre ja sonst irgendwie unpassend. Danach sind Brustkorb und Arme dran, die abwechselnd geknetet, geklopft, gerieben, gezogen, geschüttelt und was sonst noch werden. Das Spiel geht übrigens bin in die Fingerspitzen. Fühlt sich echt gut an. Dann geht es über den Bauch zu den Beinen. Auch hier wird wieder geknetet, geklopft, geschüttelt, gerührt und wieder geknetet. Dann die nächste Überraschung: ein feuchtwarmes Tuch wird mir auf das Kinn gelegt und so drapiert, das es den Mund mit verdeckt. Kurz man energisch aufgestemmt, damit es richtig stramm anliegt. Und dann wird es gefalten, daß das ganze Gesicht bedeckt ist und nur die Nase frei bleibt. Wohlige Wärme macht sich breit. Und dann wird das Frotteetuch mit kräftigen Zügen über das Gesicht bewegt. Erinnert mich irgendwie an früher als kleiner Junge, als mir meine Mutter beim Baden zum Schluß mit einem Waschlappen das Gesicht gewaschen hat. Und das es im Gesicht tatsächlich massierbare Bereiche gibt war mir auch neu. Selbst die Kopfhaut wird einer kurzen Massage unterzogen. Klasse, ich krieg Gänsehaut bis zur Fußsohle...
Wieder einige freundliche Worte in diesem mir nahezu unverständlichen Dialekt. Und dann macht die Lady Halbzeitpause. Als sie einige Minuten später zurück kommt, höre ich das gleiche nochmal. Ich weiß noch immer nicht, was sie von mir will. Ich verstehe nur immer wieder oil. Tja immer die doofen Touristen. Scheinbar kann ihre Kollegin besser Englisch und wird prompt hinzugezogen. Ob ich eine Ölmassage wünsche, für weitere 150 RMB. Ich lehne ab, sonst reicht mir das Geld nicht mehr für's Taxi zurück ins Hotel. Und ich hab keine Lust auf einen 10km Nachtmarsch, der hat mir schon beim Bund nur bedingt Spaß gemacht. Ok, die Kollegin verschwindet wieder und schon wieder müssen wir uns mit Gesten behelfen: Seitenwechsel. Ich drehe mich auf den Bauch und bin gespannt was jetzt kommt, eine Bauchmassage? Falsch... Mehrere Lagen dieser feuchtwarmen Handtücher werden auf meinen Rücken geschichtet. Mann, tut das gut... und dann wird dieses Kunstwerk noch abgedeckt. Irgendwie fühle ich mich an die Fangopackungen aus der Reha erinnnert. Grazil und elegant schwingt sich das kleine Energiebündel hinter meinem Rücken auf die Liege, ich spüre lediglich ihre Füße im Bereich des Beckens. Ich ahne was nun kommt. Und schon auf meinen Pobacken und scheint zu tanzen. Ich hoffe mal, daß die Gute nicht unbedingt einen Hals auf die Männerwelt hat und mir jetzt einfach mal das Kreuz brechen will. Nein, hat sie nicht, aber sie scheint zu wissen was sie tut. Irgendwie wünsche ich mir mal eben aufstehen zu können und die ganze Szenerie digital zu konservieren. Wird aber nichts draus. Immer wieder spaziert sie vom Po über meinen Rücken zum Nacken. Und dann die Beine entlang runter zu den Füßen. Irgendwie schwer zu beschreiben, aber tut unglaublich gut. Doch die Lady hat noch eine Überraschung parat, ich spüre plötzlich ihr Knie im Rücken. Und was kommt als nächstes weichklopfen mit einem Baseballschläger? Ich bin echt geplättet, im wahrsten Sinne des Wortes. Und was noch viel schlimmer ist, mir fehlen die Worte das ganze zu beschreiben. Und dann schwingt sie sich genau so elegant wieder auf den Boden zurück, nimmt den Stapel feuchter, nicht mehr richtig warmer Tücher von meinem Rücken, deckt mich zu und verschwindet. Ich bleib erst mal liegen denke ich mir. Satz mit x: War wohl nix. Kurz darauf deutet sie mir an mich mal kurz zu erheben, damit sie die Unterlage wieder in Position ziehen kann und dann soll ich mich wieder auf den Rücken legen. Und diesmal ist nur der Kopf dran. Nach gut zwei Stunden meint sie dann finished. Als ich aufstehe, fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Ich glaube das muß ich nochmal wiederholen. Und irgendwie bin ich Chris sogar dankbar, daß aus unserem gemeinsam Zug durch Jinshan nichts geworden ist.
2 Kommentare:
....siehste, ich wusste ich Du Dir was gutes wenn Du einen Tag auf meine unwiderstehliche Persönlichkeit verzichten musst. War alles kühne Berechnung. Brauchst eben manchmal nen tritt in die richtige Richtung an der richtigen Stelle ;-)
Ich hatte noch nie eine Massage. Irgendwie bin ich zu schüchtern zu sowas....aber da machste mich jetzt echt neugierig....hmmmm
Kein Grund zum Schüchtern sein, die Mädels dort sind wirklich nett und freundlich, es sei denn, die entdecken eine Muskelverhärtung :-) Und es tut wirklich gut, hat was von Balsam für den Körper :-)
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